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Test Courbet Nr.5

Testbericht Courbet No.5 Lite Magazin

Davis Acoustics Courbet N°5 – Akribische Feinarbeit mit Stil

Die Marke Davis Acoustics ist inzwischen über 35 Jahre am Markt, hierzulande aber fast noch ein unbeschriebenes Blatt. Mit Markteinführung der neuen Courbet-Serie wird sich das nun sicher ändern. Besonders spannend ist das mittlere Modell, die Courbet N°5. Die ist üppig ausgestattet, exzellent verarbeitet, ausgesprochen hübsch gestylt und sie kommt mit jedem Musikgenre sehr gut zurecht. Egal, ob leise oder laut – dieser Schallwandler klingt einfach gut.

Warum nicht mal was Neues? Etwas Lebendiges, etwas das sich erfrischend aus der Masse des Altbekannten hervorhebt. Was für Kleidung, Autos oder auch für Wohnungseinrichtungen gilt, kann auch frischen Wind in das HiFi-Setup bringen. Frischen Wind – ohne dabei zu auffällig oder zu extravagant zu sein, versteht sich. Schließlich soll sich das Audio-System – das gilt speziell für Lautsprecher – harmonisch in die Wohnlandschaft integrieren. Dieser Spagat ist der französischen Audio-Marke Davis mit seiner Courbet-Serie perfekt gelungen. Schallwandler im reduzierten Design, denen eine einzigartige Präsenz inne wohnt. Überflüssigen Schnickschnack oder aufgesetzte Elemente findet man hier nicht. Auffälligstes Merkmal ist wohl der leicht nach hinten geneigte Korpus, der auf einer schwarzen Bodenplatte thront, die ihm zusätzliche Standfestigkeit bietet. Ansonsten bestimmen hier klare Linien und gerade Flächen das Bild. Dieser knapp 1,02 Meter hohe Drei-Wege-Lautsprecher ist auf das Wesentliche konzentriert: Perfekte Proportionen.


Black & White

So erscheint die Courbet N°5 fast schon skandinavisch – nur eben etwas wärmer. Diese wärmere Note erhält die Schallsäule durch die vier frontseitig eingelassenen Chassis – u.a. durch den Mitteltontreiber. Er sitzt direkt unter der 28 Millimeter durchmessenden Hochton-Kalotte und fällt durch seine etwas andere Membranform auf. Die wiederum geht auf das hier eingesetzte Material zurück: Kevlar. Eine aufwändig herzustellende Faser, die beispielsweise in schusssicheren Westen, in der Luft- und Raumfahrt und im Schiffsbau zum Einsatz kommt. Warum? Weil sie sehr leicht, zugleich aber auch extrem robust, hitzebeständig, langlebig und fest sein kann. Optimale Voraussetzungen also für den Einsatz als Membranmaterial. Kein Wunder, dass heute viele Hersteller auf die typisch-gelbe Faser setzen. Typisch-Gelb? Ja, so wird die Courbet N°5 in anderen Ländern angeboten. Auf Wunsch des deutschen Vertriebes und der deutschen Fachhändler färbt Davis seine Mittelton-Membranen aber Schwarz ein, um ein harmonischeres Gesamtbild zu erhalten.

Karbon und Ringe

Und ja, die französische Audio-Schmiede entwickelt und produziert die allermeisten in den eigenen Modellen eingesetzten Chassis tatsächlich im eigenen Haus. Das gilt auch für die beiden Tieftöner, die im mittleren Gehäuseabteil sitzen. Sie wiederum sind mit Membranen aus einem Karbon-Verbund bestückt. Mit jeweils nur 13 Zentimetern im Durchmesser passt sich das Duo perfekt in die schmale Schallwand ein. Zugleich bieten die beiden tiefschwarzen Treiber aber auch genug Membranfläche, um im Bassbereich ordentlich Volumen zu erzeugen. Bei genauerer Betrachtung fällt mir dann noch ein weiteres kleines Detail auf: Schwarzer Ringe aus einer Art Moosgummi. Sie dient der Bedämpfung und verdecken die ansonsten sichtbaren Schrauben, die die beiden Chassis fest mit dem Gehäuse verbinden. Davis macht auch in dieser Beziehung keine halben Sachen und verbindet Design- und Klangupgrades effektiv. Ähnliche Ringe sind folglich auch am Mitteltöner und am eingangs beschriebenen Tweeter zu finden.

Bassreflex-Trick

Direkt unter den besagten Bass-Zwillingen findet sich noch der obligatorische Bassreflex-Port. Die Entscheidung, die Öffnung von zu platzieren ist aus ästhetischen Gründen vielleicht nicht ideal, dafür aber aus praktischen. Ventiliert der Lautsprecher über die Rückseite, interagiert er mit der Wand im Rücken. Das Innere des Gehäuses fungiert hier gewissermaßen als Bassverstärker. Das Tiefton-Duo auf der Front strahlt den produzierten Schall sowohl nach vorn, als auch nach hinten ab. Dabei wird der nach hinten abgegebene Anteil durch die Dimensionierung des Gehäuses verstärkt und über die Bassreflexöffnung nach draußen entlassen und addiert sich zum Klang hinzu. Das hat aber nicht nur klangliche Vorteile, sondern führt oft auch dazu, dass der Bass wummriger und unkontrollierter erscheint. Abhilfe schafft hier nur ein größerer Abstand zur Rückwand. Ist man Besitzer der Courbet N°5, ist man von diesem Problem ausdrücklich nicht betroffen. Dank des frontseitigen Ports lässt sich der Standlautsprecher auch vergleichsweise wandnah betreiben.

Großzügig

Kommen wir zur Rückseite: Die ist hier interessanter, als man vielleicht denken mag. Zu allererst ist hier natürlich das Single-Wire-Anschlussfeld zu nennen. Dieses ist großzügig dimensioniert und mit sehr hochwertigen Schraubklemmen bestückt, die auch Kabel größeren Querschnitts aufnehmen. Kabelschuhe und Bananas lassen sich hier selbstverständlich ebenfalls konnektieren. Für diesen Test habe ich die Courbet N°5 im Übrigen mit dem ViaBlue-Kabel SC-2 gepaart. Doch zurück zum Lautsprecher: Dieser weist oberhalb des beschriebenen Anschlussterminals noch eine Besonderheit auf: Hier sitzt eine elegant erscheinende, silbrig schimmernde Plakette, die Auskunft über die technischen Daten des Lautsprechers gibt. Selbstverständlich in französischer und in englischer Sprache. Interessant dabei: Davis gibt eine untere Grenzfrequenz von 50 Hertz an. Erstaunlich, wenn man an die schmale Gestalt des Drei-Wege-Schallwandlers denkt. Technische Messungen führen wir ja generell nicht durch. Aber auch im Hörtest lässt sich ja manch Erkenntnis über die Abstimmung gewinnen. Und der steht nun an …

Vielseitige Spielfreude

Für meinen Check habe ich die beiden Schallwandler aus der Champagne sowohl mit meinem Auralic Polaris und auch mit dem Nubert nuConnect ampX gepaart. Installiert in zwei unterschiedlich großen Räumen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Ohne jetzt vorab zu viel zu verraten: An beiden kompakten Streaming-Verstärkern machen die Courbet N°5 eine hervorragende Figur. Die erste Erkenntnis ist also: Meine Testgäste sind flexibel und nicht wählerisch, was den zuspielenden Verstärker angeht. Und das, obwohl es gleich im ersten Musikstück mit „Everlong“ von den Foo Fighters ziemlich heftig zur Sache geht. Das Intro beginnt zunächst mit einer ruhigen und leicht rhythmischen Gitarre. Wenige Sekunden später steigen dann weitere Gitarren und das Schlagzeug ein. Der Bass pumpt, die stilistisch verzerrten Gitarren füllen den Raum. Dave Grohls Stimme schwimmt auf der ihn lückenlos umhüllenden Instrumentierung. Zwar kein audiophiles Futter, dafür aber Rock pur! Und das macht gleich so richtig Spaß!

Strukturiert

Mit Nirvanas „Come As You Are“ geht es dann gleich rockig weiter – und wieder mischt Dave Grohl mit. Diesmal allerdings als Schlagzeuger. Sein Schlagzeug gibt dann auch gleich nach dem Intro den Takt an. Begleitet von der Nirvana-typischen Gitarre und Kurt Cobains unverwechselbarer Stimme. Die Davis-Standsäulen bleiben dabei klar und aufgeräumt. Was aber nicht heißt, dass der Sound steril oder zu kühl wirkt. Nein, meine Testgäste zeigen stattdessen einen ansatzweise warmen Charakter. Dieser macht sich in erster Linie in der angenehmen Stimm- und Mittenwiedergabe bemerkbar. Ähnliches gilt für die Leadgitarre. Über so manch anderen Lautsprecher wiedergegeben, klingt sie manchmal aufdringlich oder zu spitz. Zwar ragt sie hier auch aus dem klanglichen Gesamtbild heraus, sie bleibt zugleich aber doch harmonischer Teil des Ganzen. Auch auf die Gefahr hin, dass es sich vielleicht etwas kitschig liest, könnte man sagen, dass sie klingen wie sie aussehen: Aufgeräumt, strukturiert, harmonisch.

Punchiger Grundton

So richtig los geht es dann bei rund 1.40 Minuten: Jetzt erhöht die amerikanische Grunge-/Rockband die Schlagzahl. Der Sound wird schneller, aggressiver und fülliger. Ein guter Grund für mich auch gleich mal die Lautstärke zu erhöhen. Für die Corbet N°5 scheinen die höheren Anforderungen jetzt aber überhaupt keine Schwierigkeit darzustellen. Sogar in den perkussiven Attacken bleiben die französischen Schallwandler locker Herr der Lage. Der Grundton puncht und macht sich sogar ein bisschen in meiner Magengegend bemerkbar. Sehr cool! Was mir auch so richtig gut gefällt: Die Drei-Wege-Säulen separieren den Sound ohne ihn zu sezieren. Keine Spur von Klangmatsch oder Rocksuppe. Nein, Stimme, Schlagzeug und Gitarren werden hier separat in Obhut genommen und als passendes Ganzes ausgegeben. Mehr noch: Jeder Winkel der vorn aufgespannten Bühne scheint nun bis in die letzten Ecke akustisch ausgeleuchtet. Und das nicht nur in der Breite, sondern auch ein Stückchen in der Tiefe.

Raumschaffer

Ähnlich spielen die Courbet N°5 dann auf, als es deutlich ruhiger wird. Mit „Hey Jude“ von den Beatles ist es zwar ruhiger, aber nicht minder umfangreich instrumentiert. Rasseln, Gitarre, Schlagzeug und McCartneys Stimme sind die Hauptzutaten, die diesen Song quasi unsterblich werden lassen. Der Rhythmus ist eingängig. Aber eben auch nicht langweilig, wenn dieses Stück über ein besseres Setup wiedergegeben wird. Und das ist hier eindeutig der Fall. Sir Paul McCartneys Stimme steht hier eindeutig im Mittelpunkt und gibt den Ton an. Sie ist das Gerüst, das den Song trägt. Sofort erkennbar, mit dem leicht warmen Timbre und ohne jegliche Schärfe in der Hauptsache von den 28 Millimeter-Tweetern der weißen Standsäulen getragen. Hinten, um Paul herum, sind ganz offenbar die Backgroundsänger verteilt. Sie füllen den Raum in der Tiefe, während die weiteren Instrumente die Bühne breit aufspannen. Das sogar einen Tick über die Standpunkte der beiden Davis-Lautsprecher hinaus.

Etwas Zeit nehmen

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass man sich etwas Zeit für die Positionierung der Lautsprecher nimmt. Bei einem Sitzabstand von knapp drei Metern stellt sich die fast direkte Ausrichtung auf den Referenzplatz als ideal heraus. Drehe ich die Courbet N°5 ein wenig nach aussen, bleibt die breite Klangbühne zwar erhalten, dafür verliert der Sound aber etwas an Direktheit und Präzision. Ganz sicher auch eine Frage des Geschmacks. Ich bevorzuge jedoch die fast vollständige Ausrichtung auf den Hörplatz. Und wenn wir schonmal dabei sind: Davis liefert zu jedem Lautsprecher auch passende Spikes mit. Der Unterschied ist tatsächlich hörbar. Irgendwie klingt es nun definierter, straffer und richtiger. Meine Empfehlung: Verwenden Sie diese unbedingt. Stehen die Lautsprecher auf empfindlichen Holz- oder Steinböden, ist der Zukauf optionaler Unterlegplättchen nötig, um den Untergrund nicht zu beschädigen. Für diesen HiFi-Test habe ich beispielsweise die Blue Horizon Spike Shoes eingesetzt.

Losgelöst

Mit Donald Fagens „Morph The Cat“ von meiner Qobus-Playlist geht es dann in die nächste Testphase. Kaum angespielt, macht sich wieder die enorme Agilität bemerkbar, die ich eben schon mit Nirvana erlebt habe. Wieder ist es der Oberbass, der mit ordentlich Wucht, Inbrunst und Kraft den Takt angibt. Eine Kraft, die ich den beiden vergleichsweise kleinen Tieftontreibern ehrlicherweise nicht zugetraut hatte. Dabei steht einfach nur die Musik im Vordergrund. Die verschiedenen Instrumente sind allesamt wunderbar herauszuhören, kein Detail geht verloren. Die Fülle an Details erstreckt sich über das gesamte Frequenzband. So erlebe ich einen erfrischend natürlichen Klang und eine klar umrissene räumliche Abbildung. Die Musik steht mitten im Raum, völlig selbstverständlich. Und völlig losgelöst von den Lautsprechern. Das ist mal richtig gut. Unglaublich, wie die Stimme des US-Amerikanischen Künstlers mittig zwischen beiden Courbet N°5 zu schweben scheint, während sich sich der akustische Raum dazwischen vollständig füllt.

Detailfreudig

Zum Abschluss gibt es dann noch etwas, bei dem man genauer hinhören muss, um alles zu verstehen. Falco mit „America“. OK, vielleicht polarisierend, aber trotzdem gut. Und hervorragendes Futter, um mich über die Feinauflösungsfähigkeiten meiner Testgäste kundig zu machen. Die einleitende Mundharmonika und das rhythmische Schlagzeug erzeugen sofort Atmosphäre. Spätestens als die Österreichische Legende gesanglich einsteigt, geht es dann richtig los. Der Wiener Schmäh ist sauber zu verstehen. Auch hier zeigt sich das Davis-Duo wieder als absolut detailfreudig und klar. So habe ich keinerlei Schwierigkeiten dem Text zu folgen. Im Gegenteil, das Stück packt und fordert gerade dazu auf dem Lautstärkeregler einen ordentlichen Rechtsdreh zu verpassen. Kaum ist das getan, sprüht der Sound vor Inbrunst und Lebendigkeit. Keine Spur von Analyse oder Kühle. Nein, die Musik ist schlichtweg lebendig, anfassbar und natürlich. Die Stimmwiedergabe geht mir sprichwörtlich unter die Haut und die Füße stehen nicht mehr still.

Fazit

Das Paket ist stimmig. Die Davis Acoustics Courbet N°5 ist hübsch, wohlproportioniert und hervorragend verarbeitet. In Sachen Ausstattung haben die französischen Entwickler ebenfalls nicht gespart. Dank akribischer Feinarbeit greift hier ein Zahnrad perfekt ins andere. So entsteht ein Klang, der einfach nur Spaß macht. Nicht analytisch, nicht vordergründig und auch nicht schöngefärbt, sondern einfach nur harmonisch und packend.

Test & Text: Roman Maier

Sieht klein aus, klingt aber erstaunlich erwachsen:
Man sollte Davis Acoustics auf dem Radar haben.Die Franzosen haben mit der Courbet Nr.4 eine hoch-musikalische Standbox erschaffen.

Nicht von den Fotos auf dieser Seite täuschen lassen. Wir brauchen einen Maßstab. Am besten gleich
einen Zollstock. Denn diese Lautsprecher sind nur 82 Zentimeter hoch. Sie sind süß. Dabei aber unerwartet schwer: Zwei Mal 24 Kilogramm gilt es aufzustellen. Das kann man gut auch alleine.
Der Name deutet bereits die Heimat an. Wir sind in Frankreich. Etwa im Nordwesten von Paris. Die Firma heißt Davis Acoustics. Hatten wir bislang noch nicht auf dem Schirm. Ein Fehler. Denn die Franzosen verstehen es wirklich, Musik in die Bude zu bringen. Doch schauen wir zuerst auf die technischen Details. Die sind maximal unaufgeregt. Halt ein Zweiwegler. Aber unsere Kollegen von den französischen Fachmedien haben bereits eine Goldmedaille verliehen – der höchste Triumph für einen Hersteller in Frankreich, einen DiapasonD’Or. Dahinter  steht auch der Wille zur Eigenständigkeit. So werden alle Chassis am Firmenstandort in Handarbeit gefertigt. In der Höhe spielt ein Gewebehochtöner auf, keine Wundermateralien. Aber man will Tempo ausstellen, deshalb gibt es im Signaltransfer ein Edelkabel aus hochreinem Kupfer mit Teflon-Isolierung. Dazu
muss man auch wissen: Die Frequenzweiche wird komplett frei verdrahtet. Aller Energiefluss soll möglichst direkt die Chassis erreichen. Hier will jemand den Turbo anwerfen. Noch ein Blick auf den Tief-/Mitteltöner. Dessen Schwingspule wurde verlängert, um auch echte Tiefbass- Informationen mit langem Hub zu ermöglichen. Wer im weltweiten Web surft, wird stets auf ein dotter-gelbes Membran-Material treffen. Das ist Kevlar mit 13 Zentimetern und im Originalzustand.
Bitte nicht Gelb Doch der deutsche Vertrieb hat sich eine Sonderversion erbeten. So wird das Kevlar schwarz eingefärbt. Sieht deutlich besser aus und lässt zudem keine Assoziationen zu den alten Bowers & Wilkins- Membranen aufkommen. Wer sie Out of the box kauft, muss die Bodenplatte montieren. Keine großartige Arbeit, das gelingt in Minuten. Davis Audio hat ein perfektes Set von Schrauben und Spikes beigelegt. Zudem gibt es ein Video bei YouTube.

Ebenso einfach gelingt auch der Anschluss. Da gibt es nur ein – zugegeben sehr gutes – Single-Wiring-Terminal direkt hinter der Weiche. Die Bassreflex-Energie wird zur Front gepustet. Wir könnten die Kleine also auch wandnah aufstellen. Was wieder die Frage nach der Zielgruppe aufwirft. Groß können alle. Doch eine klang starke Box für kompakte Räume – das ist ein spannendes Feld. Wenn denn auch der Preis stimmt.
Hier gibt sich Davis selbstbewusst. Die Courbet Nr.4 liegt bei 2500 Euro. Nicht wirklich billig, nicht wirklich teuer. Einzig muss sich der Käufer zwischen Schwarz, Weiß und Grau im Finish entscheiden.
Bass-Mogler Werfen wir die Elektronik an und schließen die Kabel an – wie mag die Kleine klingen? Der erste Eindruck: Das Klangbild ist weit größer als man von dieser kompakten Standbox erwarten würde. Das
lässt viele andere, weit größere Exemplare in unserem Testfundus sogar alt aussehen.
Ist da ein Zaubertrank im Spiel oder ist das alleine die Architektur der Weiche? Die ist maximal auf Tempo ausgelegt. Zudem suggeriert die Courbet, dass ein echter Tiefbass pulsiert. Das ist natürlich ein
Trick, aber sehr gut umgesetzt. Rein physikalisch kann dieser Lautsprecher nicht wirklich im tiefsten Basskeller grasen. Sein -3dB-Punkt liegt bereits bei 62 Hz (-6 dB bei 52 Hz). Aber die Abstimmung – siehe auch unsere Messwerte – erschafft durch eine gezielte Anhebung um 100 Hz die schöne Täuschung. Schleichen wir uns an. Wir wollen die Kleine in den ersten Takten bewusst nicht mit Hochdynamik überfahren. In der klassischen Musik gibt es eine wunderbare Komposition: das Klavierquintett von Johannes Brahms, Opus 34. Das ist eine verkappte Symphonie. Nur eben auf fünf Instrumente verteilt. Die Kenner huldigen vor allem einer Aufnahme: Maurizio Pollini sitzt am Klavier, um ihn herum das Quartetto Italiano, auf analogem Band festgehalten, auf Vinyl zu haben, ebenso in High-Res. Wir tippen auf Play und unser Unterkiefer sinkt herab. Fabelhaft. Dieser Zugriff, diese tolle Binnendynamik.
Das müsste doch eine Säule sein, ein gewaltiger Standlautsprecher. Aber denkste.
Hier tönt tatsächlich diese überaus kompakte Courbet. Das ist eine Konstruktion der edlen Reize. Wir werden im Panorama bedient, dazu in der feinen Dynamik – schlicht grandios, wie beispielsweise der schwere Steinway-Flügel in der Mitte des Panoramas residiert. Das ist nicht nur satt, sondern wirklich musikalisch ergreifend.
Ein Happening jetzt lockt uns der Pop aus den 1980er- Jahren. Zu welcher Musik haben wir damals
das Tanzbein geschwungen? „Tainted Love“ von Soft Cell. Die Komposition ist nach wie vor groß, ebenso der fette Mix. Wenn der Lautsprecher mitspielt. Beglückend wie konturstark die schlanke Französin diesen Song präsentierte. Wieder ein überraschend massiver Bass, dazu viel Luft. Das ist tendenziell analytisch, doch nie hart. Vor allem reduziert die Courbet Nr.4 diesen Song nicht. Das war wunderbar linear und wirkmächtig. Allein: Der Zauber funktioniert in großen Räumen nicht. Doch in der Bude, dem gepflegten Wohnzimmer wird ein Happening daraus.
Es gibt viele Gründe, genau diesen Lautsprecher zu lieben. Für uns steht er für den perfekten Mix aus hoher Informationsdichte und wirklich gelebter Musikalität.
Lieber Vertrieb, bitte mehr von Davis Acoustics!
Fazit: Sieht klein aus, liebenswert und beschützenswert. Doch bitte nicht unterschätzen, die Courbet Nr.4 fährt den Turbo aus. Mächtig und präzise das Klangbild, dazu ein toll gezauberter Bass. Wer
nicht das große Gedeck an Standlautsprecher will oder aufstellen kann, wird hier umschmeichelt und aufs Schönste verführt.
Andreas Günther

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